Helfen Krypto-Assets als Krisenschutz?
In dem Kontext der Geldanlage in Krisenzeiten wäre es für einen Investor sinnvoll, besser zu verstehen, ob Krypto-Assets in Krisenzeiten helfen können, das eigene Portfolio besser gegen negative Marktbewegungen zu schützen. Insbesondere Bitcoin, das „Digitale Gold“, weckt hier Interesse. In diesem Artikel wollen wir, Felix Fernandez und Maximilian Bruckner von 21e6 Capital, erforschen, ob Krypto-Assets in Krisenzeiten tatsächlich Schutz bieten. Hierfür berechnen und analysieren wir die Korrelation zwischen Bitcoin und dem globalen Aktienmarkt.
Autoren: Maximilian Bruckner, Felix Fernandez
Bitcoin in der Corona-Krise, März 2020
Das Zeitfenster für Krypto-Assets ist noch recht kurz; Bitcoin als älteste Kryptowährung ging im Januar 2009 online. Somit kann man keine Aussagen über Korrelationen während der Finanzkrise 2008 treffen, tatsächlich enthält der Genesis Block (Erster Block der Bitcoin-Blockchain) den datierten Titel eines Zeitungsartikels der Times (aus dem Englischen): “The Times 03/Jan/2009 Kanzler am Rande der zweiten Bankenrettung.” Häufig wird spekuliert, ob das Bitcoin Netzwerk nicht tatsächlich als direkte Reaktion auf die Finanzkrise von Satoshi Nakamoto gestartet wurde. Vor diesem Hintergrund würde es also nahe liegen, dass Bitcoin als “Ausweg” aus dem zentralisierten Finanzsystem gedacht war und somit einen sicheren Krisenschutz bieten sollte.
Als einzige nennenswerte Krise seit der Schaffung von Bitcoin sehen wir die Corona-Krise vom März 2020. Innerhalb von wenigen Tagen verlor der globale Aktienmarkt über 30% — die größte und schnellste Abwärtsbewegung seit der Krise 2008. Als Repräsentation des globalen Marktes verwenden wir den MSCI All Country World Index, siehe Abbildung 1.
In diesem Zeitraum wären Krypto-Assets keine gute Absicherung gewesen. Bitcoin als größte Kryptowährung (der Kryptomarkt korreliert stark positiv mit Bitcoin) verlor hier ca. 50%, siehe Abbildung 2. Auf den ersten Blick scheint es also, als ob Krypto-Assets, zumindest vor dem Hintergrund der Diversifikation als Krisenschutz, keinen Mehrwert liefern. Allerdings gibt es noch einige weitere Faktoren zu beachten.
Korrelationen sind nur bedingt aussagekräftig
Die korrekte Interpretation von Korrelationen ist nicht ganz trivial. Beobachtet man zunächst nur die Korrelation zwischen Bitcoin und Aktien über einen längeren Zeitraum (von 2014 bis heute), erscheint diese als recht niedrig. Abbildung 3 zeigt die Korrelation von Bitcoin mit dem weltweiten Aktienmarkt im Zeitraum von 2014 bis 2022. Die mittlere Korrelation beträgt ca. 0.3, unten links sieht man die monatlichen Datenpunkte und Korrelation visuell dargestellt.
Es ist im Mittel lediglich eine leicht positive Korrelation zu erkennen — man könnte also doch vermuten, durch eine Bitcoin-Beimischung in ein Aktien-Welt-Portfolio einen gewissen Diversifikationseffekt zu erzielen. Die Frage ist, ob dies auch in Krisenzeiten bestehen bleibt. Leider ist dies nicht der Fall; es gibt zwei Effekte, die den Diversifikations-Nutzen stark einschränken.
Erstens sind die Korrelationen zwischen Bitcoin und dem Aktienmarkt nicht stabil, tatsächlich verändern sie sich über die Zeit. Untersucht man die Korrelation zwischen Bitcoin und der Aktienwelt rollierend, kann man deutlich sehen, dass die Korrelation stark schwankt. In Abbildung 4 kann man beobachten, dass es Phasen gibt, in denen die Korrelation gegen null tendiert. In anderen Phasen steigt sie jedoch signifikant an. Im März 2020 (zu Beginn der Corona-Krise) sieht man hier einen rasanten Anstieg zu einer positiven Korrelation über 0.5, während sie von 2016 bis 2019 im Bereich von -0.5 bis ca. 0.4 schwankte.
Zweitens zeigen die Erfahrungen der letzten Finanzkrisen, dass Korrelationen zwischen verschiedenen Assetklassen während einer Krise signifikant ansteigen. Dies gilt nicht nur für Bitcoin und den Aktienmarkt, sondern für fast alle Assetklassen. Das Phänomen konnte man auch 2008 beobachten: Investoren suchen einen “sicheren Hafen” in Liquidität, zudem werden häufig automatisierte Verlustgrenzen (Stop-Loss) durchbrochen. Dies sorgt für den systematischen Verkauf größerer Volumina und treibt die Marktpreise so weiter nach unten. Es stellt sich also die Frage, ob Diversifikation in andere Assetklassen in Krisenzeiten überhaupt sinnvoll ist. Die Antwort ist trotzdem ein klares Ja.
Durch die Beimischung anderer Assetklassen (wie z.B. Gold, Immobilien, Anleihen) kann man negative Marktbewegungen für das eigene Portfolio signifikant dämpfen. Z.B.: Der Goldpreis gibt während der Krise von März 2020 zwar auch nach (ca. -13%), aber bei weitem nicht im selben Ausmaß wie Bitcoin und Aktien.
Eine Krypto-Beimischung ist trotzdem sinnvoll
Auch wenn Krypto-Assets in Krisenzeiten (zumindest nach bisherigen Beobachtungen) keinen direkten Schutz gegen negative Marktbewegungen bieten, sollte man diesem Artikel keineswegs entnehmen, dass Krypto-Assets überhaupt keinen Mehrwert leisten können. Ganz im Gegenteil: Die für Krypto-Assets charakteristische hohe risikoadjustierte Rendite (Sharpe ratio) kann die Eigenschaften eines Portfolios durch eine moderate Beimischung deutlich verbessern! Abbildung 5 zeigt die Auswirkung einer naiven Krypto-Beimischung (kapitalgewichtet; Bitcoin, Ethereum, Binance Coin, Cardano, Solana, Ripple, Polkadot, Litecoin, Uniswap, Bitcoin Cash) auf ein Standardportfolio, welches aus 60% Aktien, 30% Anleihen, und 10% Alternatives besteht.
Man erkennt deutlich, dass kleine Beimischungen (2–4%) einen größtenteils positiven Effekt haben. Bei nur 2% Beimischung steigt die Rendite, während sich Volatilität und Drawdowns nur minimal verändern. Dementsprechend verbessert sich auch die risikoadjustierte Rendite (Sharpe ratio) signifikant: von 0.9 auf 1.1.
Fazit
Es scheint, Bitcoin und andere Krypto-Assets bieten keinen guten Krisenschutz. Hier hilft tatsächlich nur eine konservative, strategische Allokation. Für einen sinnvollen Krisenschutz sollte man ein gut diversifiziertes Portfolio über mehrere Assetklassen hinweg strukturieren und genügend Liquiditätspuffer vorsehen, damit man auch in Krisenzeiten nicht zu niedrigen Marktpreisen sein Portfolio auflösen muss. Da Krypto-Assets in geringen Beimischungen eine durchaus positive Auswirkung auf ein Portfolio haben, sollten eben diese als Bestandteil eines gut diversifizierten Portfolios nicht fehlen.
21e6 Capital
21e6 Capital ist ein Schweizer Anlageberater, der professionelle Investoren mit optimalen Krypto-Investmentprodukten zusammenbringt. 21e6 Capital hat über 1,000 Krypto-Fonds aus der ganzen Welt analysiert und auf eine kleine Selektion kondensiert, die ein Krypto-Engagement mit minimiertem Abwärtsrisiko ermöglichen. Unterstützt von einem erfahrenem und fachkundigem Team an Finanz- und Kryptoexperten, mit fundierten Kenntnissen in Krypto-Assets und DLT, hat 21e6 Capital eine einzigartige „quantamentale” Strategie entwickelt. Diese Strategie zielt darauf ab, durch die Investition in sorgfältig geprüfte, erstklassige Fonds, Krypto-ähnliche Renditen zu erzielen und gleichzeitig das Risiko und die Volatilität auf das Niveau von globalen Aktien zu minimieren. Das Team von 21e6 Capital stützt sich auf starke akademische Wurzeln mit einer Erfolgsbilanz aus renommierten Publikationen und Forschung zu Krypto-Assets und Decentralized Finance und gewährleistet hochmoderne Krypto-Investitionslösungen für Fachleute der Finanzbranche.